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Von wegen «sozial isolierter, dummer Fettsack»: Binationale Eheleute sind laut einer Studie gleich attraktiv.

Vor ein paar Wochen war hier von den Freuden und Tücken im Alltag einer interkulturellen Beziehung die Rede. Der Blogbeitrag erntete zahlreiche Kommentare, wobei es meistens um die Frage ging: Ist ein ausländischer Partner «besser» als ein einheimischer?
Wenn Zahlen wirklich nicht lügen, lautet die Antwort Ja. Gut jede dritte Ehe, die in der Schweiz geschlossen wird, ist binational. Das ist Europarekord im Mischehelichen. Auch interessant: Schweizerinnen suchen sich eher Westeuropäer aus, Schweizer hingegen Frauen aus fremden Kulturen. Doch bloss die Kombination «Schweizer – Ausländerin» ist ein Erfolgsmodell. Die Scheidungsrate liegt mit 30 Prozent deutlich tiefer als beim umgekehrten Fall (46 Prozent) oder beim Durchschnitt aller Ehen (41 Prozent).

Sind ausländische Frauen für Schweizer die besseren Frauen? Und falls ja: warum? Zumindest für Mamablog-Leserin Mira ist der Fall klar: «Männer mit ‹Thai-Frauen› sind oftmals Männer, die keine Schweizerin abkriegen. Gründe dafür können vielfältig sein, Dummheit, Hässlichkeit oder Menschenscheue.» Eine Studie des deutschen Soziologen Bernhard Nauck spricht jedoch eine andere Sprache: «Entgegen weitverbreiteten Vorstellungen kommt eine binationale Partnerwahl gehäuft vor, wenn zumindest ein Partner Abitur oder Fachhochschulreife hat.» Und eine Untersuchung des Kulturwissenschaftlers David Glowsky kommt anhand von Daten zur Gesundheit und zum Körpergewicht von interkulturellen Paaren zum Schluss, dass die Partner körperlich ähnlich attraktiv sind.
Schaut man sich auf Websites von internationalen Heiratsvermittlern um, klingts wiederum anders. Mit Slogans wie «Wir haben Frauen, die noch Frauen sein dürfen» oder «Frauen, die wissen, wie man einen Mann behandelt» werden dem westeuropäischen Mann «unkomplizierte Gattinnen» versprochen. Man könnte wohl auch sagen: Haussklavinnen. Oder ist da mehr? Mamablog-Leser Kris schreibt: «Frauen aus dem Osten sind nicht ‹schwach›, im Gegenteil, dort gibt die Frau den Ton an. Aber das Wort Emanzipation kennen sie schlicht nicht. Die war auch nie nötig. Hier musst du als Mann was leisten, du kriegst aber auch was zurück.»

Hoppla, da wären wir wieder einmal im Gender-Graben gelandet. Tatsächlich tönt es bei anderen Lesern ähnlich. Sie haben genug von Beziehungen, die ständig verhandelt werden müssen (Wer arbeitet wie viel? Wer kümmert sich um die Kinder? Wer kocht? Wer wäscht?). Als Ausbeuter sehen sie sich deswegen nicht. Ihnen schwebt offenbar eine traditionellere Rollenverteilung vor; etwas, das immer weniger Schweizerinnen willens sind, einzugehen. «Dabei», schreibt ein weiterer Leser, «will ich doch nichts anderes, als eine Frau, die ich umsorgen kann.»
Können es Schweizer und Schweizerinnen nicht mehr miteinander? Frisst die Gleichberechtigung ihre Kinder auf? Und was passiert mit den emanzipierten Schweizerinnen – müssen die alleine bleiben? Oder ist alles halb so schlimm, weil sich die zugezogenen Traumfrauen früher oder später auch emanzipieren? Ob so vieler offener Fragen und düsterer Prognosen braucht es ein optimistisches Schlusswort wie jenes von Leser Matthias: «Also gegen die Schweizer Frauen habe ich gar nichts auszusetzen. Geheiratet habe ich trotzdem eine Amerikanerin. Ich hätte sie aber auch geheiratet, wenn sie eine Schweizerin gewesen wäre.» Denken Sie mal darüber nach.

Philippe Zweifel, 36, ist Kulturredaktor bei Newsnetz und Vater eines Sohnes. Er lebt mit seiner Familie in Zürich.