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„Sowas hatte ich noch nie gesehen“ – Der Deutsche Jürgen Andresen arbeitete vier Monate als Schreiner für den gestürzten ukrainischen Präsidenten Viktor Janukowitsch. FOCUS Online erzählt er von Janukowitschs Prunk, Luxus und skurrilen Extrawünschen.
„Ich war wie erschlagen. So etwas hatte ich noch nie gesehen“, erinnert sich Jürgen Andresen an seinen ersten Eindruck von dem prunkvollen Anwesen in Meschigorje bei Kiew. Von Oktober 2010 bis Februar 2011 verbrachte der gelernte Schreiner vier Monate auf der Baustelle des damaligen Präsidenten Viktor Janukowitsch. Während er an aufwendigen Türen, Decken und Wandverkleidungen arbeitete, erhielt er zahlreiche Einblicke in das Luxusanwesen des Ex-Präsidenten.
Die Badezimmermöbel stammten aus Italien und die Holzschnitzereien an den Decken aus Rumänien, sagt Andresen. All das wurde jedoch nicht direkt importiert, sondern zunächst in seinen Schreinereibetrieb nach Deutschland geschickt, um von dort aus mit ihnen in die Ukraine transportiert zu werden. Die Steinfassaden seien aufwändig von sibirischen Arbeitern angefertigt worden.
„Die Fläche seines Schlafzimmers entspricht dem ganzer Wohnungen“, berichtet Andresen. Zwischen zwei Schlafzimmern befinde sich eine Privatkapelle, dessen Fenster von Hand bemalt wurden. Dabei sei die Villa nicht das einzige Haus auf dem großen Grundstück gewesen. Bereits während der Bauphase habe Janukowitsch in einem der vier weiteren Häuser gewohnt.
Auch Dimitri Medwedew, der ehemalige Präsident Russlands, sei zu Besuch in einem der Häuser untergekommen. „Wir hatten überall freien Zugang, nur rund um das Haus in dem Janukowitsch wohnte, war der Zutritt streng verboten“, sagt Andresen. Das Gebiet rund um das Haus sei mit Stolperdrähten versehen gewesen und von Sicherheitskräften bewacht.
Zusammen mit etwa 30 anderen Arbeitern, schuftete Andresen täglich zwölf bis dreizehn Stunden auf der Baustelle. Sie kamen fast alle aus der Schweiz, Österreich oder Deutschland. Als Grund dafür gibt Andresen die vermeintlich mangelhafte Fähigkeiten ukrainischer Bauarbeiter an. „Eine Ausbildung zum Schreiner dauert in der Ukraine vier Monate. Meine Ausbildung hat dreieinhalb Jahre gedauert.“
Viktor Janukowitsch selbst sei eine schnelle Fertigstellung des Gebäudes wichtig gewesen. Trotzdem mussten die Arbeiter sich vollständig zurückziehen und sogar ihre Gerüste abbauen, wenn der damalige Präsident vorbei kam, um die Fortschritte zu begutachten. Er habe eine freie Sicht auf die Baustelle gefordert. „Meist blieb er nur eine halbe Stunde, dann mussten wir alles wieder aufbauen“, sagt Andresen.
Trotzdem würde der heute in der Schweiz lebende Schreiner jeder Zeit wieder für Janukowitsch arbeiten. „Es gab Spesen, mehr als genug, und selbst die Fahrt zum Flughafen wurde gezahlt“, erinnert sich Andresen. Es sei ihnen gut gegangen, auch wenn sie sechs Tage die Woche arbeiten mussten. Alle drei Wochen sei er für eine Woche Urlaub nach Hause geflogen. „Ich würde sofort wieder hinfliegen, falls dort alles wieder abgebaut werden soll“, scherzt Andresen.
