7 Zeitlose Arbeits Fliesen –
(dpa/tmn) – Die 70er Jahren waren für die Badezimmer eine besonders grausame Zeit. Fliesen, Wanne, Toilette und Waschbecken trugen verwaschene Farben mit den schönen Namen Bahama-Beige und Moosgrün. Auch Braun war damals beliebt. Wer heute so ein Badezimmer sieht – ist meist wenig begeistert. Nun erwarten aber Branchenexperten, dass ausgerechnet der Stil der Siebziger wieder Vorbild für die Gestaltung des Badezimmers wird. Auf der Messe ISH in Frankfurt am Main soll das zu sehen sein.

Wie kann das sein? Kommt wirklich das wieder, was wir gerade erst hinausgeworfen haben? Nun muss man erst mal zurückschauen, sagt Trendforscher Frank A. Reinhardt, der für die Messe eine Ausstellung konzipiert hat. Die beliebten Farben der 70er hielten sich ziemlich lange im Badezimmer, denn dieses wird ja nicht allzu oft umgebaut. Aber nach und nach löste Weiß das Sandbeige und typische Grün ab. Heute ist zu 90 Prozent die Keramik weiß, sagt Reinhardt.
Und das ist die beruhigende Nachricht: Daran wird sich nach Ansicht des Experten auch nicht viel ändern. „Die Siebziger kommen viel subtiler und in Akzenten zurück“, erklärt Jens J. Wischmann, Geschäftsführer der Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft.

Zwar gibt es heute natürlich auch im Badezimmer wie im gesamten Wohnbereich den alles andere überschattenden Megatrend Individualisierung. Man kann sich also letztlich aussuchen, was man eben möchte. Und inzwischen ist auch die Palette der Keramikfarben breitgefächert, berichtet Stefan Seitz von der ISH.
Aber die Keramiken werden zum großen Teil doch weiß bleiben, so die Experten. Im Massengeschäft werden die fest installierten Elemente im Bad „zeitlos und klassisch“ sein, sagt Wischmann. Insgesamt erwarten die Experten eine Farbpalette aus hellen bis dunklen Grautönen, Cremeweiß und angegrauten Weißtönen, dazu begleitend Rosé-Tönen.

Das heißt: Nicht die Keramik ist der Hingucker. Gestaltet wird vor allem über Möbel und Accessoires – die zudem nicht mehr wirken, als seien sie klassische Gegenstände für eine Nasszelle. Sondern die neuen Kollektionen der Hersteller könnten auch im Wohnzimmer Platz finden. Und hierfür kommt dann eben der Stil der Siebziger ins Spiel.
Ziel ist es insgesamt, das Badezimmer wohnlicher zu machen. „Das Badezimmer soll heute nicht mehr nur zweckmäßig sein wie früher, sondern auch optisch ansprechend“, sagt Branchensprecher Wischmann. Denn heute verbringen die Menschen darin viel mehr Zeit. „Man geht nicht mehr nur auf die Toilette und duscht“, sagt Reinhardt. „Man hält sich darin richtig auf.“ So gibt es stilvollere Schränke und Regale, die mehr Stauraum bieten. Sogar Stühle, Tische, Liegen und Sofas stehen im Badezimmer.

Das Angebot wächst in diesem Jahr, wie erste Hersteller schon vor Messebeginn verraten: Villeroy & Boch wird auf der ISH zum Beispiel die neue Komplettkollektion Finion aus Badkeramik, Möbel und Beleuchtungskonzept vorstellen. Die Möbel haben grifflose Türen, Push-to-open-Auszüge und sogar integrierte Smartphone-Ladestationen – Elemente, die man schon von Wohnzimmer-Möbeln kennt. Auch wagen sich Hersteller auf den Markt für Badezimmer-Möbel, die zuvor nur die anderen Wohnräume bestückten: Team 7 kooperiert mit dem Badeinrichter Keuco für die Edition Lignatur mit Möbeln aus Massivholz.
Auch Wände und Böden sollen den Wandel mitmachen: Die im Bad üblichen Fliesen wirken steril, eher nüchtern und nicht gemütlich. Hier hat sich in den vergangenen Jahren schon viel getan: Für die Wände und Böden wurden etwa Baustoffe wie Parkett und Laminat weiterentwickelt, so dass sie besser mit Feuchtigkeit klarkommen. Und die Fliesenhersteller sind in der Lage, ihre Produkte so zu gestalten, dass sie wie Holz oder andere wärmere Materialien aussehen. So bekommen etwa Duschen eine ganz andere Optik. Und es gibt auch schon erste Badewannen mit Stoffbezügen an den Außenwänden. Auf der ISH will die Firma Bette auch einen passenden Waschtisch vorstellen.
