8 Arbeits Fliesen Mosaik Bordüre –
Volker Wunderlich mit einer Auswahl der Kstchen fr die Karlsruher Nuklidkarte, im Hintergrund ein kleiner Ausschnitt dieses Periodensystems. Fotos: Mario Berger Wstenrot – Dutzende von flachen Kartons in der Produktionshalle der Lautertalkeramik in Finsterrot sind mit Buchstaben beschriftet. Wer einen Blick hineinwirft, knnte meinen, es handle sich um bunte Fliesen fr Badezimmer-Bordren. Weit gefehlt: Es sind zwar Keramikquadrate, aber sie haben keinen banalen Verwendungszweck. Im Gegenteil, er ist hochkompliziert.

Die Abkrzungen sind Elementsymbole, etwa Gold, Darmstadtium, Lutetium, Magnesium, Rubidium oder Unutrium. Volker Wunderlich hat einen auergewhnlichen Auftrag. Der Wstenroter fertigt fr das Institut fr Transurane der Gemeinsamen Forschungsstelle der Europischen Komission (JCR-ITU) die Karlsruher Nuklidkarte als Mosaik an.
Radioaktivitt

Als “einzigartig” bezeichnet Dr. Gabriele Tamborini, Leiter der Kommunikation beim JCR-ITU, diese Kunst am Bau des neuen Brogebudes in der Baden-Metropole. Sie ist eine wichtige Arbeitsgrundlage fr Wissenschaftler, knnen sie doch damit die Radioaktivitt der Elemente besser verstehen. Die achte Auflage der Karlsruher Nuklidkarte fhrt 737 neue Nuklide auf, damit insgesamt die 3847 bekannten Atome aller Elemente.
14,85 Meter lang und 6,70 Meter breit – also knapp 100 Quadratmeter gro – und etwa drei Tonnen schwer wird dieser “Bodenbelag” fr einen der Innenhfe des Neubaus auf dem KIT-Campus Nord in Karlsruhe. Auch die Menge der Puzzleteile fr dieses um Isotope erweiterte Periodensystem ist beeindruckend: Wunderlich nennt 39 789 Kstchen inklusive Platzhalter fr die noch nicht erforschten Nuklide und die Umrandung. Deshalb geht er auch von ein, zwei Tagen fr die Legeprobe vor Ort aus, wenn die 49,4 auf 49,4 Millimeter kleinen und 8,2 Millimeter dnnen Fliesen auf ein Raster-Textilgewebe geklebt werden. In Krze ist es so weit, noch sind etwa 400 Kacheln zu brennen – die aufwendigsten kommen zum Schluss.

Das aufwendigste Element Americium 242, was Farben und Daten anbelangt. Immense Herausforderung
So allmhlich kann beim Projektleiter der Lautertalkeramik von Inhaberin Heike Becker die Anspannung weichen. Denn dieser Auftrag, mit dem der einzige Mitarbeiter seit mehr als zwei Jahren beschftigt ist, stellt eine immense Herausforderung dar. “Ich hatte berhaupt keine Vorstellung, was Nuklide sind”, sagt Wunderlich. Das winzigste seiner Probleme, mit Nachlesen ist es schnell beseitigt gewesen.

Die viel grere Hrde: die technische Umsetzung des Projekts, “das es weltweit in Keramikversion noch nicht gibt”, so der gelernte Lehrer. Die Nuklide sollten nicht nur mit Elementsymbol, sondern auch mit Daten wie Halbwertszeit, Zerfallsarten und Energie der Strahlung abgebildet sein.
Rettung

Wunderlich schaltet den Verfahrensingenieur fr keramische Technologie, Roland Wurst aus Auenwald, ein. Die weien Fliesen lassen sich zwar durchfrben, auch mehrfarbig, aber wie bekommt man die Beschriftung hin? “Da htten wir noch fnf Jahre gebraucht, ein Verfahren zu entwickeln”, meint der 63-Jhrige.
Die Rettung: Es findet sich eine Firma, die Farbe(n) wie Daten als mehrschichtige Schiebebilder liefert. Die lassen sich auftragen und bei bis zu 1200 Grad brennen. Wunderlich ist begeistert: “Das ist absolut kratzfest und frostsicher und hlt etwa 1000 Jahre.” Das Verfahren wollen er und sein Partner Wurst sich patentieren lassen.

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