8 Arbeits Lampe Art Deco –
Fotos: Rita Palanikumar

Der studierte Betriebsökonom machte sich mit seiner Agentur Grünbaum Marketing und Promotion seinen Namen in der Werbebranche. Er hat Eventmarketing in der Schweiz betrieben, zu einer Zeit, als Partys noch private Einladungen waren und Werbung nur Reklame. Kein Wunder, waren er und sein kleines Team so erfolgreich, dass Grünbaum im Alter von 55 Jahren eigentlich nichts mehr hätte tun müssen. Doch von Golfspielen oder endlosen Weltreisen wollte der Designliebhaber und Sammler nichts wissen. Also machte er ganz einfach sein Hobby zum Beruf und begann die vielen Sachen, die er im Laufe der Zeit angesammelt hat, zu verkaufen. Seine Galerie heisst 1000 Objekte und seine Sammlerfreude sorgt dafür, dass die Kunden immer aus Tausend Dingen wählen können.
Fast wie ein grosses, durchdachtes Spielzimmer für Erwachsene wirkt der Loft von Peter Grünbaum, welchen er zusammen mit seiner Lebenspartnerin Milla Krause und seinem Hund Kiku bewohnt. Die unzähligen, farbenprächtigen, bunt schillernden Vasen und Glasobjekte sind so etwas wie Murmeln für Männer, die überdimensionalen Lautsprecher wirken wie Trillerpfeifen eines Riesen und poppige Memphismöbel wie wunderverheissende, grosse Spieldosen. Der Gesamteindruck ist fröhlich, unverkrampft und spiegelt die Lebensfreude von Grünbaums Lieblingsdekade, den gutgelaunten Achtzigerjahren. An der Wand sind Videostills von Pipilotti Rist, die Lampe ist von Franz West.
Der Loft befindet sich im Dachgeschoss eines ehemaligen Fabrikgebäudes im Zürcher Industriequartier. Auf der Suche nach geeignetem Wohnraum hat sich Peter Grünbaum mit Freunden zusammengetan, alle haben Kapital zusammengelegt und eine AG gegründet. Damit haben sie das Fabrikgebäude gekauft und umgebaut. Sie mieten nun darin ihre Wohnungen und vermieten den Rest des Hauses als Wohnraum, Ateliers, Studios und Gastronomieräume. Ein Konzept, das ungewohnten, individuellen Wohnraum im gewünschten Quartier ermöglichte.
Ein anderer Berufstraum, für Grünbaums dritte Karrierephase, wäre Architekt gewesen. «Nur wäre ich als so alter Student nach Abschluss wohl nie zu wirklich interessanten Projekten gekommen», meint er. «So konnte ich meine Architekturbegeisterung wenigstens beim Ausbau meiner Loftwohnung ausleben.» Er wollte alles klar, symmetrisch und eckig, sogar die Lichtschalter zeigen keine Abrundungen an den Ecken. Auf beiden Seitenflügeln des grossen Raumes ist Dachschräge. Hier sind Systeme für Schiebetüren eingebaut. So kann man, wenn man will, den Raum dreiteilen: Küche und Essraum am einen Ende, ein Gäste- oder Arbeitszimmer am anderen.
Mit abgeschliffenen Kieselsteinen ist ein interessanter Boden entstanden der perfekt zum Achtzigerjahre-Ambiente der Wohnung passt. Das blaue Bild ist von Jean Weinbaum, die Lampe von Verner Panton, die Stühle hat Mario Botta entworfen.
Eines der vielen Prunkstücke der Wohnung ist das schwarzweisse Sideboard von Trix und Robert Haussmann für Wogg. Darauf stehen Glasvasen und Objekte aus Peters umfangreicheer Sammlung.

So schön kann Glaskunst sein. Design und Architektur nannte sich damals postmodern und orientierte sich am glamourösen Art Deco der Zwanziger. Eine wunderschöne Serie in Rot, Schwarz und Weiss von Sergio Asti, der diese Kreationen – lange vor Memphis – für Vistosi Murano entworfen hat, thront auf einem Einbau, in dem sich ein Badezimmer befindet.
Der Rainbow Chair von Patrick Norguet für Cappellini ist mit seinen 11 Jahren noch keine Antiquität, bleibt aber bestimmt ein wertvolles Sammlerstück und passt in seiner bunten Fröhlichkeit perfekt zu Memphis, Venini und Co.
Auf dem grossen Sideboard, welches vor der Fensterfront steht und das sich Peter Grünbaum nach eigenen Vorstellungen ausführen liess, steht ein Teil der farbenprächtigen, kunstvollen und museumsreifen Glassammlung.
Wie Zauberschätze funkeln die Vasen und Objekte aus farbigem Glas im Licht.
Der Küchen- und Essbereich öffnet sich im linken Flügel gegen Westen. Die Küche ist in warmem Gelb gehalten, um den grossen Esstisch stehen Schalenstühle von Eerno Saarinen.
Die Schiebetür, mit der man die Küche vom Wohnbereich abtrennen kann, ist zugleich auch ein Küchenschrank, der für Gewürze und Flaschen genutzt wird.

Durch die Farbe wird die Küche einerseits hervorgehoben, andererseits harmonisch als Architekturelement integriert. Die vielen Schränke helfen, in der offenen Küche Ordnung zu halten.
Die Schalenstühle von Eerno Saarinen stehen um den Esstisch, den Peter Grünbaum in Eigenproduktion realisieren liess.
Auch die Liebe zur Kunst ist in Peter Grünbaums Wohnung überall zu sehen. Hier ist es eine seltene, signierte Lithographie von Corbusier.
Ein buntes Glasobjekt, eine Bodenleuchte aus Kupfer von Tom Dixon, der Sessel Fiocco aus den 70er-Jahren – und die Aussicht zeigt den wachsenden, westlichen Zürcher Stadtteil.
Der rechte Loftflügel ist fast ein kleines Museum. Hier stehen die einzelnen Möbelstücke und Objekte wie das Pyramidenmöbel mit 17 Schubladen von Shiro Kuramato, das farbige Memphismöbel «Antibes» von Georges Sowden oder der schwarze Fiberglassessel von Marc Newson, kunstvoll und harmonisch zusammengestellt als kleine Augenweide, in der sich stilvoll wohnen lässt.
Der Schlafbereich befindet sich im inneren Teil des Lofts in abgegrenzten Räumlichkeiten, aber mit begehbaren Schränken und offenem Bad.

Im Schlafzimmer steht das schicke, kleine Pult von Breuer, welches Milla Krause als Boudoirtisch benutzt.
Auch im Schlafzimmer: Eileen Grays Teppich «Blue Marine», den die Designerin 1925 für ihr Haus in Südfrankreich entworfen hat.
Der Esstisch vor dem Küchenbalkon. Draussen stehen einladende Gartenmöbel.
Peter Grünbaum und sein Hund Kiku, ein japanischer Shiba Inu.
Kiku geniesst den Ausblick auf die Limmat und Zürich West.