8 Lutz Rechte Spiegel –
Regisseur Christian Alvart begibt sich ebenso gerne in die Parallelwelt von Psychopathen, allerdings gerät bei ihm die Handlung oft hinterm patent gesetzten Effekt ins Schlingern. Mit “Antikörper” hatte er 2005 einen Hochglanz-Thriller gedreht, der ihm als Ticket nach Hollywood diente, wo er einige Prestigeprojekte betreute. Nach Deutschland zurückgekehrt, wird er nun als Mann für großes Kino im Glotzenformat gehandelt. Momentan bereitet Alvart den ersten Hamburger “Tatort” mit Til Schweiger vor.
Beim aktuellen Kieler “Tatort” allerdings hätte man doch gerne auf den einen oder anderen visuellen Glanzpunkt verzichtet, um noch tiefer in die verquere Psyche des Täters einzusteigen – zumal der ja schon nach zehn Minuten vom Zuschauer überführt ist.
Als Home Invasion Thriller, in dem die Wohnungen der Frauen von einer dubiosen männlichen Macht besetzt werden, entfaltet der Krimi eine beachtliche Wirkung – der psychologische Feinschliff geht allerdings zusehends verloren. Trotzdem: Für die Verlorenheit der Figuren, für die ewige Wechselwirkung von Nähe und Distanz, der Opfer, Täter und Ermittler unterliegen, finden die Filmemacher ein paar starke Szenen.
Gegen Ende bricht im schleswig-holsteinischen Nirgendwo Borowskis rostbrauner VW Passat zusammen, der Kommissar holt seinen Revolver raus und feuert einen Gnadenschuss auf das rauchende Blechding. Man wird das Gefühl nicht los, er erschieße gerade seinen einzigen Freund.