8 Möbel Möbel Paderborn –
Astrid Sewingam 07.09.2017 um 11:30 Uhr

Detmold. Mit einem Schlachtross samt Ritter in Rüstung in Lebensgröße beginnt die Tour – sie endet, wo wirklich einmal nur ein Kaiser zu Fuß hingegangen ist, in einem Bad, das vermutlich für Kaiser Wilhelm II. gebaut worden ist. Dieser besuchte das Schloss in Detmold und hatte direkt neben seinen Gästezimmern die Gelegenheit, in die Wanne zu steigen oder eine Toilette zu benutzen. Beim Tag des offenen Denkmals wird Stephan Prinz zur Lippe die Geschichte vorstellen.
Dass es das Badezimmer gibt, hat Stephan Prinz zur Lippe schon länger gewusst. Allerdings, so sagt er, stand jahrzehntelang eine große Kommode vor der Tür. Nach dem Tod seines Vaters habe er sich das „Kaiserbad”, das seine Eltern ab und an erwähnt hatten, ansehen wollen. Er rückte das Möbel ab und entdeckte ein weiteres Kleinod im Schloss. Ganz sicher ist er nicht, dass es für Kaiser Wilhelm gebaut wurde, der 1888 im Dreikaiserjahr gekrönt worden war. „Es ist immer so benannt worden, und der Kaiser war in der Zeit auch zu Besuch im Schloss. Aber es könnte auch sein, dass es für Albert König von Sachsen war; der war 15 Jahre später hier.”

Obwohl es aus heutiger Sicht keineswegs prunkvoll daher kommt, gibt das, was fehlt, den Hinweis dafür, dass es etwas ganz Besonderes ist. „Es gibt kein Waschbecken. Hände waschen, Zähne putzen – das hat man am Bett gemacht. Da wurde einem die Schüssel mit dem heißen Wasser gebracht.” Die neue Errungenschaft sei dann das separate Bad gewesen.
Der Kaiser zumindest musste neben seinen prachtvollen Gästezimmern dafür auch ein paar kleine Stufen hinabsteigen. Die Badewanne sieht ordentlich benutzt aus, rundherum ist sie in Holz gefasst, eine Krone, die lippische Rose und ein wenig Gold reichen zur Verzierung. Ein Ofen zum Heizen des Badewassers mit Gebrauchsanleitung steht daneben.

Den Text liest der Schlossherr schmunzelnd vor: „Griff auf Warm oder Heiß stellen, Brenner zünden und hinein schieben. Erhöht wird die Badefreude bei Gebrauch von heißen und kalten Wassers.” Im Winter allerdings konnte es ziemlich kalt werden, denn es fehlt auch nicht der Hinweis, dass der Ofen bei Frost entleert werden musste. „Ob man zu der Zeit eine Möglichkeit hatte, den Raum zu heizen, wissen wir nicht.” Ende des 19.Jahrhundert sei das Klima rauer gewesen. „Auf dem Burggraben gab es so dickes Eis, dass es sich lohnte, einen Eiskeller zu bauen.”
Vielleicht hat das Klo, das schräg gegenübersteht, auch deshalb einen Holzsitz über der Porzellanschüssel – es dürfte sich bei kühleren Temperaturen am edlen Ende etwas angenehmer angefühlt haben, wenn man dort Platz nahm. Stephan Prinz zur Lippe greift zu einem Porzellan-Griff, der an dem Spülkasten baumelt. Diese Anlage mit Abgang in den Schlossgraben hat ein lokaler Installateur angebracht: der Hoflieferant Köller aus Detmold.

Viele Details aus der Schlossgeschichte will der Schlossherr am Tag des offenen Denkmals, am Sonntag, 10. September, den Besuchern zeigen. Die Führung um 12.30 Uhr übernimmt er für eine Gruppe von 25 Personen selbst. Weitere gibt es um 12 Uhr, allesamt sind kostenpflichtig. Außerdem können sich die Besucher die Ausstellung „Kindheit im Schloss” ansehen. So viel sei verraten: Auch adelige Schüler haben mit Spickzetteln gearbeitet.

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